(m)eine Sache der Einstellung
Ich kann mich noch so gut daran erinnern, als das erste Mal der Gedanke aufkam, meinen Job zu kündigen und als Künstlerin mein Geld zu verdienen - quasi um "bürolose Kunst" zu machen. Bis dahin hatte ich sonst immer nur nebenbei und meistens Freitagsabend gemalt. Eigentlich hat sich dieser Gedanke aber von hinten angeschlichen, mit der Begründung, eine 4-monatige Reise zu machen.
Wir wollten nämlich reisen, länger als sonst. Mit einer festen Anstellung im Büro, aber so gut wie nicht möglich, also warum dann nicht gleich kündigen, dann reisen und wenn es mit der Kunst nicht klappt, was Neues suchen. So mein Gedanke. Wie sich das alles genau entwickelt hat, kann ich gar nicht mehr so genau sagen.
Es wurden immer mehr Erkenntnisse, die ich hatte, gesundheitliche Probleme kamen noch dazu und plötzlich fiel mir immer mehr auf, was alles nicht passt. Als der Gedanke erst mal "gepflanzt" war, war er nicht mehr zu stoppen - er schlug Wurzeln.
Alles beginnt mit einem Gedanken, dann folgt erst der Körper.
Aber es verging noch mal ein Jahr, bis ich diesen Schritt dann wirklich gegangen bin, und noch mal 6 Monate, bis dann tatsächlich mein letzter Tag im Büro war.
Ich dachte immer, ich verlasse voller Freude meinen Arbeitsplatz und führe einen Tanz auf, mache eine Flasche Sekt auf und feiere die nächsten Wochen erstmal meine Freiheit. War tatsächlich NICHT so.
Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um es zu realisieren, dann, um mir eine Struktur aufzubauen und noch mehr, meine Angst und Unsicherheit in den Griff zu bekommen. Und dann fiel er mir wieder ein, der Satz, der mir schon vorher immer wieder eine Art „neugierigen Mut“ machte:
Ich schaue, was es mit mir als Person macht und bleibe neugierig, wie es mich auch als Mensch verändert. Ich kann auf alles, was passiert, in einer selbst bestimmten Art und Weise reagieren.
Diese Aussage hat mir ein richtig gutes Gefühl von Selbstwirksamkeit gegeben und mich auf der Stelle entspannt.
Tatsächlich hilft mir dieser Satz heute immer noch. Bzw. er hat mir gezeigt, dass es darum geht, sich hinzugeben, im Sinne von VERTRAUEN, neugierig zu bleiben und zu beobachten. Spannenderweise habe ich genau das in den letzten Monaten durch meine Malerei immer mehr gelernt. So oft gibt es Momente, in denen etwas anders läuft, als erwartet. Ich weiß bei meinem aktuellen Kunstwerk nicht weiter oder das, was ich male, gefällt mir nicht. In dem Moment, wo ich mich dann daran erinnere, den Prozess zu genießen, entspanne ich mich augenblicklich und alles kann wieder fließen.
Mittlerweile komme ich immer mehr auf den "Trichter", dass es sogar hauptsächlich das ist, worum es geht: den Weg und den Prozess zu genießen. Loslassen, Kontrolle abgeben, sich hingeben. Nur so kann alle ungehindert fließen. Klingt sehr spirituell, ist es auch. Meine 100fache Erfahrung zeigt mir allerdings auch, dass es genau so funktioniert.
Ich fahre bald in den Urlaub, 3 Wochen, und mein Kopf schreit: „Das geht nicht, dann kommst du wieder voll raus.“ „Wenn du online nicht präsent bist, dann wirst du unsichtbar“ usw. Das kann ganz schön nerven. Denn genau deshalb wollte ich auch nie selbstständig sein. Es bedeutet nämlich: Selbst und ständig! ECHT? Bedeutet es das wirklich?
In meiner Welt bedeutet es viel mehr, ständig man selbst zu sein. Authentisch mit allem und jeder Facette, mit jeder Farbe, die das Gemüt so hergibt und am besten bunt. Das könnte die Überschrift aus diesem Jahr sein: AUTHENTIZITÄT. Letztes Jahr war es Vertrauen und im nächsten wird es HINGABE. Also Urlaub? UND WIE!!
Das mit den 4 Monaten Reisen hat allerdings noch nicht geklappt. Neben Corona kamen noch andere Dinge dazwischen und mittlerweile haben sich die Pläne auch schon wieder geändert.
Und was hat es nun mit mir gemacht?
Ich trage keine Uhr mehr, seit ich als Künstlerin arbeite. Ich gehe später ins Bett, stehe später auf, gehe spazieren, wann ich mich danach fühle, kann Termine wahrnehmen, wann ich will. Tatsächlich sind das "Kleinigkeiten", die ich wirklich sehr genieße.
Und mich als Person?
Davon abgesehen, dass irgendwie immer irgendwo Farbe an mir klebt, hat es mich tatsächlich authentischer gemacht. Mich, mit dem, wer, wie und was ich sein möchte und erschaffen möchte, also das Leben meiner ganz eigenen Wahrheit. Das trägt maßgeblich dazu bei, dass ich mich immer mehr in mir Zuhause fühle.
Ich brauche viel Zeit und Ruhe für mich, was in einem Großraumbüro eher nicht so einfach ist. Auch meine Kreativität war dort nicht so richtig wichtig. Allerdings darf ich mich immer noch an die Tatsache gewöhnen, dass ich mit dem, was mir so viel Freude bereitet, mein Geld verdiene. Habe ich doch so viele Jahre gelernt, dass Arbeit alles andere als Spaß bedeutet- zumindest war es bei mir so. Natürlich habe ich das die meiste Zeit gar nicht hinterfragt, es war ja mein „normal“.
Aber zum Glück (Achtung Ironie) nimmt meine Malerei nur 20-30% meiner Tätigkeit ein, denn die meiste Zeit verbringe ich nach wie vor an meinem PC- Arbeiten am PC = wichtig = wertvoll, so war lange mein Denken und ich erwische mich auch heute noch dabei.
Mein Fazit also: Ich liebe es und begegne allen Herausforderung mit einer wachen und neugierigen Einstellung und es macht mich zu der Person, die ich wirklich bin und sein will.
Und wenn mich jemand fragt, wie ich das bis jetzt alles so hinbekommen habe, dann antworte ich: "Jeden Tag mindestens einen Schritt mit Freude gehen."
Erfolg folgt immer der Freude.
Dann kann es gar nicht anders sein, als dass man ankommt. Wo genau, bleibt die Frage, denn Ankommen ist meines Erachtens nur eine Illusion. Ich entwickle mich immer weiter und versuche, so gut es geht, den Weg zu genießen.
Alles Liebe für dich!
Deine
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